
Ihr Lieben, manchmal schwirrt einem so richtig der Kopf vor lauter lauter, oder? Mir ging es jedenfalls so, bevor wir zu unserem Irland-Kurztrip los sind, von dem ich euch heute berichten möchte.
Privat passierten und passieren tausend Dinge gleichzeitig. Wirklich ernste Sch.. Krankheiten bei geliebten Menschen kommen zeitgleich mit der Chance auf neue berufliche Tätigkeiten zusammen und sorgen für ein stetes Auf und Ab der Gefühlsachterbahn. Dazu werden natürlich die Kinder krank und das eh schon instabile Kinderbetreuungskonstrukt bricht mal wieder in sich zusammen. Is ja klar. Und jetzt einfach so wegfliegen? Kam mir ehrlich gesagt ziemlich unpassend vor. Aber Leute, Leute, das hat so unglaublich gut getan.
Zumal der Trip eben auch nicht spontan, sondern lange geplant und dazu auch noch lange überfällig war. Denn wir wollten meinen Papa, den Opa der Mäuse und seine Freundin besuchen, die seit vielen Jahren in Irland leben. Und zwar ganz da unten im Süden, am Ring of Kerry, zwischen Bergen und Feldern, Kühen und Seerobben und Meer.
Mit Kindern fliegen – alles halb so wild

Aufgrund der kurz nacheinander folgenden Schwangerschaften und Babies im Hause, waren wir zuletzt vor fünf langen Jahren dort. Die letzten Jahre hatten wir uns immer nur in Deutschland sehen können, wenn mein Papa hier war. Mit einem Schreibaby sah ich mich ebenso wenig in der Lage Flugreisen anzutreten wie kurz danach mit einem Kleinkind plus Baby. Nennt mich ruhig eine Memme. Aber nun sollte es soweit sein. Wenn nur alle wieder gesund wären zum Start.
Die Kindergesundheitsgöttin war uns diesmal aber hold. Und das Fieber der Minimaus sank glücklicherweise gerade rechtzeitig. Einen Tag vor Abflug waren alle wieder richtig fit, also Koffer gepackt und nix wie los. Und diesmal stimmte wirklich alles. Sogar der Flug mit Ryanair, der mir vorher so Bauchschmerzen bereitet hatte (weil Ryanair halt) war völlig unproblematisch. Mit den Kindern wurden wir in der Warteschlange rausgewunken und nach vorne gebeten, es gab Schokolade geschenkt, die Securities machten High Five mit den Kids, nachdem sie erfolgreich die Sicherheitskontrolle passiert hatten.
Und überhaupt waren alle unendlich freundlich und geduldig. Bis auf den einen deutschen Passkontrolleur, mit dem ich kurz das Für und Wider von Kinderausweisen bei Kleinkindern diskutieren erläutern wollte. Gut, mein Mann hatte vielleicht auch Recht und das war weder richtige Ort noch die Zeit für solche Gespräche, aber ich wollte es ja auch nur mal erwähnt haben.
(Kinderausweise müssen nämlich biometrische Fotos haben und sind dann 12 Jahre gültig, ach so, aber nur, wenn das Kind darauf noch erkennbar ist. Wenn nicht, wird der Ausweis sofort ungültig. Ob das Kind noch erkennbar ist, das entscheidet selbstverständlich der zuständige Kontrolleur.. Nun ja, Kinder verändern sich ja zum Glück kaum in diesen ersten 12 Jahren… -,- ) Hier könnt ihr lesen, was ihr benötigt, um die Kinderausweise aktualisieren zu lassen.
Ansonsten wurden wir aber tatsächlich bestens betreut. Sowohl an den Flughäfen als auch im Flieger. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne Kinder überhaupt schon mal so gut behandelt worden bin beim Fliegen. Also wenn man mal dieses ganze Hickhack um Handgepäck und Priority Boarding hinter sich gebracht hat, dann ist alles halb so wild – sogar der Billigflieger, der ohnehin als einziger zum Opa fliegt.
Vom Winde verweht – einmal durchpusten bitte!

Zwischen Bergen und Küsten liegen Irlands Wiesen im Ring of Kerry. Mystische Pfade laden zum Feen-Suchen ein, versteckte Wege führen mitten durch den Wald ins Meer. Ich kann schon sehr verstehen, wie man sich in diese rauhe Landschaft verlieben kann.
Bucklige Straßen führen an bunten Häusern vorbei. Kühe grasen in direkter Nachbarschaft zur Dorftankstelle und Schafe werden mit dem Blick übers Meer zusammengetrieben.
Wer auf der Suche nach so einer richtigen Auszeit ist, der ist in Irlands Süden definitiv mehr als richtig und der sollte am besten ein Auto mieten und selber zu Irlands höchstem Pub reisen oder in der Pet Farm mit den Kindern Kälbchen oder Rehe streicheln. Gemütliche B&Bs laden zu deftigem Irish Breakfast ein, das selbstverständlich den ganzen Tag serviert wird und abends im Pub gibt es nicht nur das weltberühmte Guinness, sondern natürlich auch Livemusik. Und jeder kann mitmachen.
Außerdem lieben die Iren Kinder. Ein weiterer Vorteil natürlich, wenn man mit denen unterwegs ist. Ihr seht schon, das Land hat mich mal wieder völlig verzückt. Und bei jedem Besuch steigt diese Verzückung weiter.
Wenn Verwandte im Ausland leben

Als ich klein war, lebten wir alle zusammen in einer Stadt. Und zwar in Hagen in Westfalen, das liegt am Rande des Ruhrgebiets. In direkter Nähe zu Dortmund und Bochum auf der einen und zum Sauerland auf der anderen Seite.
Die eine Omma wohnte in Boele, die andere in Wehringhausen – beides Stadtteile von Hagen. Gut, die Tanten wohnten damals schon in Velbert und in Köln. Das war aber alles noch greifbar.
Irgendwie hat unsere Familie in den letzten Jahren aber einen ganz schönen Wandel vollzogen. Vielleicht ist das auch diesen Zeiten geschuldet, in denen wir ja so flexibel sein sollen. Und irgendwie macht es ja auch Spaß, mal woanders zu leben. Jedenfalls hab ich jeden Umzug als extrem spannend empfunden. So als würde ich mal wieder ein neues Leben anprobieren. Und davon gab es einige.
Nach meinem Auszug aus dem Elternhaus bin ich erst kreuz und quer durch Hagen gezogen. Mal raus an den Stadtrand, mal mitten rein ins Getümmel. Dann ging es nach Dortmund und von dort aus schließlich in den Süden an die Bergstraße zwischen Heidelberg und Darmstadt und auch hier folgten noch einige Stationen, bis zu unserem heutigen Halt im beschaulichen Reihenhäuschen.
Meiner Familie ging es ähnlich. Mein Papa wanderte eben irgendwann nach Irland aus. Stiefgeschwister und Familie leben seit vielen Jahren in Dubai. Meine Schwägerin kommt aus Tokio. Und der Rest verteilt sich fröhlich von Braunschweig, über Sauerland, Westerwald bis hin nach München.
Eine Woche lang Intensivzeit miteinander
Das führt dazu, dass wir in unserem Alltag ziemlich allein klarkommen müssen. Das bedeutet auch, dass wir oft nicht so sehr füreinander da sein können, wie wir das wollen. Das bedeutet intensive gemeinsame Zeit an Besuchswochenenden, viele Nächte in Gästezimmern, Stunden über Stunden auf der Autobahn für einen gemeinsamen Geburtstagskaffee und auch jede Menge Vermissen. Wie sehr man die eigenen Eltern in der Nähe haben mag, merkt man ja oft erst, wenn man selber Kinder bekommt. Zumindest ging es uns so. Unsere Eltern haben unsere Umzüge damals sicher schon mit mehr gemischten Gefühlen betrachtet als wir.
Es ist aber auch wunderschön, woanders einzukehren und sich zuhause zu fühlen. Gemeinsam ganze Tage zu verbringen. Ausflüge zu machen, abends zusammen “Mensch ärger dich nicht” spielen, zu viel Wein trinken, über Gott und die Welt reden. Aber da ist immer auch die Sehnsucht und der Abschiedsschmerz, der nur ein gemeinsames Frühstück entfernt ist.
Vielleicht würden wir die gemeinsame Zeit nicht so sehr aufsaugen, wenn wir Tür an Tür wohnten. Vielleicht hätten wir eben wirklich mehr Alltag, mehr Streit um Kleinigkeiten. Manchmal wünsche ich mir das. Allein – es ist nun mal so, dass jeder auch sein eigenes Leben, seinen eigenen Freunde und sein Umfeld hat.
Man wird ja dann doch wieder sesshaft, spätestens eben mit Kindern. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als immer wieder kleine Inseln einzubauen und aus dem jeweiligen Alltag zu fliehen, um mit Opa in Irland neugeborene Kälbchen zu streicheln oder mit Oma im Westerwald spazieren zu gehen.
Und ihr? Wie lebt ihr? Sind eure Familien alle nah beieinander und ihr wünscht euch manchmal mehr Abstand? Oder lebt ihr auch kreuz und quer verstreut? Love, eure Sonja ❤
Danke für den schönen Bericht über die gemeinsamen Tage hier in Irland. Der Opa.
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