Ihr Lieben, welches Image haben eigentlich Mütter? Ist es gut darüber zu reden, Kinder zu haben? Oder schaden wir uns eher damit, weil wir uns selber in eine Ecke stellen? Ich würde das sehr gern mit euch diskutieren.

Photo by Miguel Bruna on Unsplash

Neulich führte ich mit einer Geschäftsfrau, deren Rat ich sehr schätze ein Gespräch und wir kamen – oh Wunder – irgendwann auf das Thema Kinder und Vereinbarkeit. Wir sprachen über die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, wenn das Mamaleben auf so etwas wie eine Karriereplanung trifft.
Meine Gesprächspartnerin gab mir im Verlaufe dieser Unterhaltung schließlich den Rat, meine Kinder im Job möglichst nicht mehr zu erwähnen. Nun, das ist natürlich etwas schwierig, wenn frau einen Elternblog schreibt. Aber sei es drum. Denken wir das doch mal durch.

Darf ich als Chefin keine Mama sein?

Natürlich ging es meiner Gesprächspartnerin, selber Mutter von drei Kindern und im Job ziemlich erfolgreich nicht darum, mir meine wie auch immer gearteten Fähigkeiten abzusprechen. Aber sie erklärte mir auch, dass es für mein Image nicht zuträglich sei, wenn ich so offen darüber spräche, dass ich Mutter bin.

Das hat mich erstmal etwas ratlos zurück gelassen. Denn eigentlich sehe ich das anders. Ich bin stolz auf meine Kinder und finde, dass ich durch die Elternschaft viele neue Fähigkeiten hinzugewonnen habe. Seit den Kindern bin ich zum Beispiel geduldig wie ein alter Elefant. Okay, das war gelogen. Aber ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Was würde also passieren, wenn ich von nun an so tun würde, als hätte ich mit diesem Familienleben zuhause nur am Rande zu tun?! Würden Menschen mich nicht mehr als Teilzeitmutti bezeichnen? Die zwar 80 Prozent arbeitet, aber eben nicht jeden Abend im Büro sitzt.. geschenkt. Würde es weniger Kommentare geben, wenn ich krank wäre? Oder gar meine Kinder? Würden mich die Kollegen mehr respektieren, weil .. ja warum eigentlich?

Alles Fragen, die ich nicht beantworten kann. Denn es fällt mir schwer, so zu tun als sei ich jemand anderes. Das gilt für das Mamasein ebenso wie für viele andere Bereiche meines Lebens. Aber vielleicht gibt es ja Leser*innen, die damit (gute oder schlechte) Erfahrungen gemacht haben? Erzählt doch mal.

Aber kommen wir mal zurück zur Ausgangslage. Du hast Kinder? Das ist nett. Aber behalte es besser für dich. Wie kam meine Gesprächspartnerin dazu, solche Schlussfolgerungen zu ziehen? Es muss doch irgendetwas mit dem Bild der (arbeitenden?) Mutter haben, dass in unserer Gesellschaft so vorherrscht. Aber welches ist das?

Sind Mütter aufopferungsvoll oder verantwortungsbewusst? Sind Mütter weich wegen der Hormone oder tough, weil sie tausend Dinge gleichzeitig jonglieren? Es kommt ja doch wieder auf die subjektive Wahrnehmung an.

Und haben Mütter nicht auch ein Recht darauf, sowohl als Frauen, als auch als Mütter, als Freundinnen, Geliebte, Geschäftsfrau oder sonst was gleichzeitig wahrgenommen zu werden? Schließt die Mutterschaft denn alles andere aus? Ich glaube nicht und ich finde, wir dürfen uns nicht auf einen einzigen Aspekt unseres Daseins reduzieren lassen.

Ich bin ich – mit allem was dazu gehört.

Vielleicht störe ich mich so daran, meine Kinder zu verschweigen, weil ich mich ums Verrecken nicht verstellen möchte. Ich möchte authentisch sein. Ich mag das. Und ich arbeite auch gern mit authentischen Personen zusammen.

Außerdem hege ich den nicht sehr leisen Verdacht, dass kein männlicher Kollege der Welt sich jemals Gedanken darüber machen würde. Chef und Vater? Äh ja, warum nicht?! Also warum sollen wir Mütter das anders machen?

Mütter, die nicht als solche erkennbar sein dürfen, das gehört für mich in dieselbe Schublade wie Frauen, die im Job eben nicht wie Frauen sein dürfen, wenn sie etwas erreichen wollen. Ich glaube, dass viele unserer Vorreiter*innen, die sich in den letzten 50 ( oder wer weiß wie vielen) Jahren in Unternehmen nach oben durchbeißen mussten, diese Erfahrung gemacht haben.

Wer als Frau erfolgreich sein wollte, musste agieren wie die Männer. Musste reden wie sie, sich geben wie sie, Machtansprüche verteidigen und ja, bitte keine Kinder haben.

Aber heute sehen viele Frauen das eben nicht mehr ein. Ich kann im Job erfolgreich sein, nicht obwohl, sondern weil ich eine Frau bin. Ebenso wie ich Feministin sein kann und trotzdem gern mal roten Lippenstift trage, kann ich heute auch Mutter und Chefin sein. Warum denn bitte nicht?

Wir brauchen mehr Role Models.

In den oberen Führungsetagen finden sich wirklich wenige Frauen, die uns darüber berichten können, wie Mutterschaft und Karriere zusammen funktionieren können. Und wenn doch, dann sprechen sie kaum darüber. Und die allermeisten Väter aus diesen Riegen taugen nur sehr bedingt, etwas zum Diskurs beizutragen, da die allermeisten eben doch in der klassischen Rollenverteilung gelebt haben und die Frauen ihnen “den Rücken freigehalten” haben. Und falls nicht, ey, dann sprecht doch bitte darüber!

Ein kleines Beispiel: Mit ein paar Kolleg*innen suche ich seit Wochen Chef*innen, die auch Kinder haben und die uns in einem Impulsvortrag (In Frankfurt, falls ihr welche kennt) etwas darüber erzählen, wie sie es geschafft haben, Familie und Karriere zu vereinbaren. Es ist… unendlich schwierig.

Und deswegen möchte ich es gern anders machen. Ich möchte zeigen, dass es für Frauen auch dann noch weitere interessante Aufgaben geben kann, wenn es Kinder gibt. Es ist oft ein Kraftakt beides zu vereinen. Es wäre falsch, so zu tun, als sei es kinderleicht. Nein, das ist es nicht. Kinder und Jobs zu vereinen, verlangt eine hohe Flexibilität und Belastbarkeit. Es verlangt Organisation, an jedem Tag. Aber es ist machbar. Also lasst uns darüber reden.

Ich bin stolz auf meine Kinder und ich bin stolz darauf, eine Mutter zu sein. Und das ist okay. Ich bin als Mensch, als Frau, als Chefin nicht weniger wert, weil ich Mutter bin. Also warum soll ich so tun, als wäre ich es nicht?

Frauenförderung heißt auch Mütterförderung

Photo by Nick Fewings on Unsplash

Auch unsere Firmen profitieren im Übrigen ja davon, wenn sie uns Frauen auch nach Elternzeiten Chancen geben, uns weiter zu entwickeln. Denn Überraschung, viele von uns machen ihren Job wirklich gern und haben große Lust, auch mit Kindern neue Aufgaben zu übernehmen.

Und – können die es sich heute eigentlich noch leisten, die Hälfte ihrer gut ausgebildeten Mitarbeiter(*innen) einfach frustriert zurückzulassen?

Also reden wir darüber. Reden wir über den Spagat, die Organisation, aber reden wir auch über Erfolge. Vielleicht ist das die Lösung. Immerhin gibt es inzwischen immer mehr erfolgreiche Frauen, die das mit der Vereinbarkeit eben doch ganz gut hinkriegen. Also wo seid ihr? Wie macht ihr das? Bitte erzählt uns doch davon.

Oder was denkt ihr? Ich freue mich von euch zu hören. Love n peace, Sonja

3 Comments

  1. Hi Sonja, ich habe nächste Woche ein Vorstellungsgespräch für eine Teilzeitstelle. Ich habe in Lebenslauf und Anschreiben mehrfach meine Kinder erwähnt. Ich bin sehr froh, dass ich trotzdem (?!) eingeladen wurde. Schließlich bin ich seit über drei Jahren raus aus dem Job. Die Chefin ist übrigens eine Frau 😉 Ob sie Mutter ist, weiß ich nicht.
    Ehrlich gesagt habe ich etwas Sorge, dass dies eine Quoten-Einladung ist…ich geb mein Bestes. Mein Mann “hält mir jeden Falls fleißig den Rücken frei” dass ich ordentlich pauken kann um mich nicht zu blamieren. Und wenn ich die Stelle hab wird unser Familienalltag ganz neu organisiert.

    Alles Liebe, Claudia ❤️

  2. Liebe Sonja, ich finde heute erst die Zeit, deinen klugen Eintrag zu lesen… warum heute erst? Weil die Woche mal wieder zu wenig Minuten hatte für alle meine Rollen: Mama, Teamleiterin, Partnerin, Freundin, Tochter, Schwester und und und…. Ich könnte ewig weitermachen.
    Nach meinem gestrigen Post auf insta zum Thema Vereinbarkeit habe ich viele Reaktionen bekommen, fast ausschließlich von Eltern. Zwei sprachen mich heute darauf an, dass sie ja garnicht wussten, dass ich “auch noch” Mama bin. Das hat mich gewundert, denn ich mache es wie du: Ich möchte meine Kinder nicht verschweigen. Auch ich habe durch das Elternsein so viele Fähigkeiten erworben, die mir im Beruf und gerade auch als Chefin so oft nützen: Geduld. Zeitmanagement. Resilienz. Multitasking. Ich habe gemerkt: Wenn ich offen und selbstbewusst damit umgehe, neben der Vollzeitstelle eben auch noch zwei Kinder zu haben, bekomme ich Respekt zurück. Ich erzähle es nicht sofort, aber immer dann, wenn es passt. Zum Beispiel, wenn ich an manchen Tagen nach 16.30 Uhr keine Termine mehr annehmen kann, weil die Betreuung schließt. Was ich in den letzten Jahren gelernt habe: Nicht dafür entschuldigen! Einfach erklären, dass es nicht geht. Weil ich eben Kinder habe, die um eine bestimmte Uhrzeit abgeholt werden müssen oder wollen . Ich will, dass beim Gegenüber dann einfach ankommt, dass man auch und gerade in Führungsposition seine Prioritäten richtig setzt. Und zwar egal, ob man ein Mann oder eine Frau ist! Damit das auch wirklich als selbstverständlich gesehen wird, MÜSSEN wir sogar offen damit umgehen, finde ich. Deswegen: Weiter so! Du machst es goldrichtig.

    Und wenn ihr noch jemanden für Euren Impulsvortrag sucht: Sprich mich an! 😁
    Liebe Grüße
    Moni

    1. Oh Moni, tausend Dank für deinen Kommentar! ❤ Ich musste auch so schmunzeln, als ich deinen Post auf Inst. gesehen habe. Auch du machst es goldrichtig. Und ich bin mir auch sicher, dass wir darüber reden müssen, dass Kinder und Job sich nicht ausschließen müssen. Nur so kann in den Köpfen auch etwas richtig gerückt werden. Ich mail dir nächste Woche und erzähl dir mehr über den Vortrag. 🙂 Hab ein tolles Wochenende!! LG Sonja

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