Pupswitze und Glitzerhaarspangen: (M)ein Leben nach dem Kleinkindchaos

Manchmal sitze ich noch mittendrin. Zwischen Puppen und Pferden und Prinzessinnenkleidern und Superheldinnenkostümen und Bauklötzen und Paw Patrol Autos und Sand und Keksen. Mitten im Chaos. Dann wollen sie, dass ich mitspiele. Das ich als Puppenoma auf Annabella und Paul aufpasse, während sie einkaufen spielen. Und alle meine “Klackerschuhe” aus dem Regal holen und sich mit zwanzig Glitzerhaarspangen pro Kopf schick machen.

Ab und an darf Mama noch mit rumalbern.

Manchmal aber – und dieses manchmal hier wird immer größer – sitze ich am Rande. Und dieser Rand ist immer weiter weg. Immer öfter sogar in einer anderen Etage oder im Garten oder in der Küche oder oder oder…

Die Kinder tun, was sie immer tun. Aber sie brauchen dafür immer weniger mich. Wenn sie so richtig im Flow sind, dann ziehen sie eine Spur aus Kissen, Decken und Spielzeugen durch das ganze Haus. Aber sie tun das ohne jede Hilfe von außen zu brauchen. Sie verhandeln untereinander, sie fantasieren und bauen Luftschlösser, sie streiten und vertragen sich. Ganz ohne mich.

Die Kinder brauchen mich nicht mehr jede Minute.

Was hätte ich vor ein, zwei, drei Jahren dafür gegeben, diesen Satz sagen zu können?! Ja wirklich, ich hatte das kaum für möglich gehalten. Ich, die ein Jahr lang quasi im Stundentakt wickelte oder später Pippi-Unfälle wegwischte, die im Akkord Kekse, Yoghurt und Obstschnitze rankarrte, die mit einem beinahe festgewachsenem Neugeborenen im Tragetuch die nur wenig ältere Schwester in die Krippe eingewöhnte, zu Bett brachte oder Geschichten vorlas. Die Clusterstillte und rund um die Uhr als Babybett diente und davon träumte zu duschen, ohne das ein weinendes Baby dabei vor der Scheibe in der Wippe steht und sich lauthals beschwert.

Nie, nie, nie hätte ich mir während dieses Strudels aus Stillkoma und Schlafdefizit erträumt, dass diese Kinder ja wirklich SO SCHNELL GROß WERDEN ! Ich Dummi, würde meine Große an dieser Stelle sagen.

Mit ihren mittlerweile drei und fünf Jahren brauchen unsere Kinder uns zwar immer noch. Aber dennoch sind wir einen ganz schönen Weg bereits miteinander gegangen.

In so wenigen Jahren haben wir so viel erlebt und geschafft.

Wir müssen uns das nur immer wieder mal vor Augen führen, wenn wir mal wieder über dem fünften umgeschütteten Becher des Tages verzweifeln. Wir werden zum Beispiel nicht mehr alle vier beim ersten Hauch eines Schnupfens wochenlang krank. Wir haben alle vier alle unsere Zähne. Ja wir – also die Große- fiebern sogar schon wieder dem Ausfallen der so hart erworbenen Beisserchen entgegen. Die Kleinste geht seit zwei Wochen nicht mehr in die Krippe, sondern ist ein “großes” Kindergartenkind. Die Große wird nach den Ferien ein Vorschulkind.

Wir richten unsere Tage nicht mehr nach Mittagsschläfen aus, (außer es ist Wochenende und Mama herself schläft). Wir gehen alle – trommelwirbel – auf die Toilette und fast alle von uns machen sich danach dann auch selbstständig wieder sauber. Yay! Ihr dürft jetzt raten, wer von uns Vieren noch Hilfe braucht. Aber Himmel, was für ein Meilenstein.

Außerdem schlafen wir jetzt endlich – tatsächlich – ich mag es kaum aussprechen – fast alle durch. Lasset die Raketen knallen und die Sirenen heulen! Halleluja!! Hossa! Fucking Hell!

Und wer mal wie wir mehr als zwei Jahre am Stück alle zwei Stunden wach war, der lacht über das eine Mal wach werden in der Nacht der Kleinsten. Das sitzen wir doch auf einer A… backe ab.

Picknick mit Pferden und Puppen – Dafür braucht es keine Mama. Nur jede Menge Platz.

Aber was kommt nun? Was kommt nach der Pippi-Kacka-Brei-Phase?

Ist jetzt nur noch himmelhochjauchzend und nie wieder zu Tode betrübt? Natürlich nicht. Die Kinder sind selbstständig. Und eigensinnig. Selten macht eine einfach mal das, was wir von ihr wollen. Ohne zu trödeln oder zu hinterfragen oder zu boykottieren. So weit, so gesund. Es wär ja sonst auch langweilig. Wackelzahnpubertät meets Autonomiephase meets punkrockliebende Eltern, die selber gern gegen den Strom schwimmen. Es bleibt spannend.

Dafür wird es umso lustiger. Ihr könnt nicht genug von Kinderreimen und Pupswitzen bekommen? Dann herzlich willkommen an unserem Esstisch. Ihr wolltet schon immer mal als “Plumpsklo” beschimpft werden oder andere Menschen als “Stinkepo”verlachen? Welcome in unserem Haus, wo sich Meerjungfrauenglitzer und Rülps-Wettbewerbe die Hand geben.

Wo wir über Gott und die Welt und Zauberkräfte diskutieren. Wo wir Radfahren und Tanzen und Ballspielen und Puzzleteile verbummeln und von rechts nach links schreiben, weil, warum denn eigentlich nicht?!

Irgendwo dazwischen sitze ich. Mit einem Kaffee oder einem Glas Wein in der Hand. Und wenn ihr Glück habt, sind die Kinder sogar auch daheim.

Vielleicht übernachten sie aber auch bei ihren Freundinnen und erzählen sich Gruselgeschichten, während wir Eltern uns schon wieder seltsam gealtert fühlen. Denn sie werden so schnell groß. Ja wirklich. Wer hätte das gedacht.

Love n peace, eure Sonja ❤

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One response to “Pupswitze und Glitzerhaarspangen: (M)ein Leben nach dem Kleinkindchaos”

  1. Hach, das hast du so schön beschrieben. Ich kann’s mir richtig vorstellen. Nur das mit dem Schlafen glaube ich dir einfach nicht. Nie wieder werden wir mehr als zwei Nächte am Stück durchschlafen können 😉 Aber die ohne-Mami-vor-sich-hin-flowen-und alles-verwüsten-momente habe ich bei meinem dreieinhalbjährigen und der nun ganz bald zwei Jahre alten Maus auch. Einfach toll, nach dem Essen eben die Küche aufräumen zu können (und später dann eben zusätzlich den gesamten Kleiderschrank…) Alles Liebe und immer schön weiter schreiben, Claudia ❤️

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