
Auf Instagram seid ihr es vielleicht schon ein wenig leid. Denn dort habe ich euch in den letzten Wochen schon ziemlich oft etwas über mein Buch “Eine Liebeserklärung an die Geburt” erzählt. Aber mal im Ernst, wisst ihr wie cool es ist, das erste eigene Buch in den Händen zu halten? Also ich finde ein wenig Eigenwerbung könnt ihr schon noch verkraften, oder?! Wenn ihr Lust habt, schnappt euch einen Kaffee. Ich erzähle euch heute wie es zu meinem Buch gekommen ist.
Vier Jahre hat es gedauert – sozusagen von der Zeugung bis zur Geburt meines #buchbabys (wie wir es während der tollen Zusammenarbeit mit meinem Verleger, meiner großartigen Lektorin und der tollen Designerin stets genannt haben.) Zum Glück sind Schwangerschaften bei Menschen deutlich kürzer. Aber ich finde diese Reifezeit hat sich wirklich gelohnt. Denn in diesen vier Jahren ist aus einer groben Idee auf einer DINA 4 Seite ein ganzer Ratgeber von satten 200 Seiten geworden. 200 Seiten auf denen es mal emotional und mal ernst wird, die aber – so hoffe ich doch sehr – alles in allem empowernd für werdende Eltern sind. Denn ich möchte, dass ihr zukünftigen Eltern euch gut informiert auf euren ganz individuellen Weg machen könnt, um die beste Geburt eurer Kinder erleben zu können.
Nicht alle Geburten sind schön!
Was ich nicht möchte, ist, als weitere Ratgebertante Leistungsdruck auf Eltern auszuüben. Im Gegenteil! Es gibt viele Arten der Geburten. Und keine ist per se besser oder schlechter als eine andere. Jede Geburtsart kann und darf die richtige Wahl für euch sein. Doch ich möchte eine Lanze dafür brechen, dass Geburten schön sein können. Und ja, ich benutze absichtlich das Wort schön. Weil uns das im Kontext mit Geburten schon fast absurd vorkommt. Viele – viel zu viele – Frauen haben nämlich keine schönen Erinnerungen an ihre Geburten. Viel zu oft müssen werdende Eltern ertragen, dass sie nicht ernst genommen, nicht gehört oder abgewertet werden oder gar Gewalt erfahren. Und nach der Geburt heißt es dann “Hauptsache gesund” und alles soll vergessen sein. Doch das ist falsch!
Erstmal ist schon der Spruch “Hauptsache gesund” zutiefst ableistisch.
Oder dürfen wir uns über nicht norm-gesunde Kinder etwa nicht freuen? Außerdem spricht er Eltern die Deutungshoheit über das Geburtserlebnis ab. Es ist eben nicht automatisch alles gut, wenn das Kind auf der Welt ist und die Geburt traumatisch war. Narben sind nicht immer sichtbar und heilen nicht immer von alleine. Das anzuerkennen ist ein erster wichtiger Schritt, wenn wir die Geburtshilfe im Gesamten endlich wieder menschenfreundlicher machen wollen.
Und wenn wir uns möglichst gut auf eine schöne Geburt vorbereiten wollen, ist es wichtig zu verstehen, was alles an nicht-schönen Dingen passieren kann. Damit möchte ich nicht die alleinige Verantwortung für die Geschehnisse in Kreißsälen an die Eltern übertragen. Ist es doch das Fachpersonal, in dessen geschulte Arme wir uns vertrauensvoll geben. Aber es hilft dennoch, die eigenen Rechte gut zu kennen, wenn man sich für die Einhaltung dieser einsetzen möchte. (Und ja ich spreche hier leider auch aus persönlicher Erfahrung.)
Traumatische Geburten können uns ein Leben lang beschäftigen.
Und zwar nicht nur uns Eltern. Man kann Geburten natürlich einfach als Frauenthema und damit “Gedöns” abtun. Allerdings vergisst man dabei einen wesentlichen Aspekt. Nämlich, dass alle Menschen geboren werden. Ja blöd jetzt, ne? Ob nun männlich, weiblich oder non-binär – ohne Geburten geht es nicht. Sorry, not sorry liebes Patriarchat.
Nimmt man jetzt die Erkenntnisse des Pränatalforschers Dr. Ludwig Janus, den ich für mein Buch interviewen durfte, hinzu, bekommt das ganze Thema nochmal eine besonders gewichtige Bedeutung. Der Psychotherapeut Dr. Ludwig Janus ist nämlich der festen Überzeugung, dass uns unsere eigenen Geburten ein Leben lang im Unterbewusstsein begleiten. Innere Glaubenssätze wie “ich stecke fest und komme nicht vorwärts” können auf eigene Geburtserlebnisse zurückgehen, an die wir uns bewusst selbst gar nicht mehr erinnern.
Nun mag man von solchen psychotheapeutischen Ansätzen etwas halten oder auch nicht. Doch unbestritten ist, dass eben auch die Säuglinge ihre Geburt bewusst erleben. (Das das nicht immer so war, bespreche ich etwas ausführlicher ebenfalls im Buch.) Nicht bestritten ist, dass traumatische Geburten zu direkten Folgeproblemen bei den jungen Säuglingen führen können. Innere Unruhe, Schlaf. und Stillprobleme bis hin zu starken Regulationsproblemen von Schreibabys können auf schwierige Geburtserlebnisse zurückzuführen sein und den Start ins gemeinsame Familienleben erheblich erschweren.
Es macht also durchaus Sinn, die Bedürfnisse von Eltern und Kind ins Zentrum einer Geburtshilfe zu stellen.
Leider ist das im Krankenhaus-Alltag nicht immer so. Ihr ahnt es. Profit und harte Kostenkalkulationen passen schlecht zu nicht genau berechenbaren (zeitlichen) Abläufen von physiologisch natürlichen Geburten. Aber was machen wir nun mit dieser Situation? Gesamtgesellschaftlich ist es eine dringende Aufgabe, das System der Geburtshilfe endlich zu reformieren. Wenn ihr das unterstützen oder euch engagieren wollt, kann ich euch https://mother-hood.de wärmstens ans Herz legen.
Steht ihr aber selbst gerade kurz vor einer Geburt, geht es erstmal darum, die Bedingungen für euch als Familie genauestens zu klären. Dazu gehört die gründliche Prüfung der zur Verfügung stehenden Geburtsorte und -arten in eurem Umfeld, ebenso wie die Entscheidung für eure favorisierte Variante. Es ist wirklich wichtig, vorab zu schauen, wie z.B. die Kaiserschnittrate in einem Krankenhaus ist. Ob natürliche Geburten aus einer Beckenendlage heraus oder nach Kaiserschnitten ermöglicht werden. Ob ambulante Geburten möglich sind, und und und. Ebenso wichtig ist es, als Familie zu überlegen, was möchtet ihr? Und hier sollte die Mutter mit ihren Bedürfnissen unbedingt im Zentrum stehen. Wo fühle ich mich sicher und gut versorgt? Welche Interventionen möchte ich und was möchte ich, wenn es zu Komplikationen kommt. Wer sich vorher in Ruhe hier Gedanken gemacht hat, kann besser selbstbestimmt entscheiden und wird nicht so schnell überrumpelt, wenn es ernst werden sollte.
Selbstbestimmtheit erhöht die Chance auf ein schönes Geburtserlebnis
Überrumpelt werden wir alle nicht gern, oder? Aber wusstet ihr, dass die Mitbestimmung einen direkten Einfluss darauf hat, wie das Geburtserlebnis im Nachhinein wahrgenommen wird? Interventionen können kann anders verarbeitet werden, wenn Mütter in Entscheidungen eingebunden haben. Und übrigens: das letzte Wort habt ohnehin ihr Eltern. Auch wenn das nicht immer so deutlich wird.
Also ich glaube mein Punkt wird langsam deutlich (und ich will ja auch nicht das ganze Buch nacherzählen.) Je besser ihr vorbereitet seid, je mehr ihr euch in der Schwangerschaft mit euch, euren Bedürfnissen, eurem Körper und euren Empfindungen auseinander setzt, (darum gehts im zweiten Teil nämlich mit Anregungen und Ideen rund um Achtsamkeit, seelischer Geburtsvorbereitung und Co.) umso besser sind eure Chancen auf ein schönes Geburtserlebnis. Und das hat nichts mit Esoterik und Räucherstäbchen zu tun. 😉
Darum habe ich dieses Buch geschrieben
Ihr ahnt es sicher. Mein Antrieb war ein sehr persönlicher. Ich habe eine sehr schwere Geburt erlebt, auf die ich nicht vorbereitet war. Ich habe mich auf medizinische Vorschläge eingelassen, weil ich meine Rechte nicht kannte. Mir war nicht klar, dass ich einer Einleitung am errechneten Termin nicht hätte zustimmen müssen, sondern hätte warten dürfen. Ich habe nicht auf meinen Bauch, mein Gefühl und mein Kind gehört und musste daraufhin viele Folge-Interventionen verkraften. Unsere Geburt war traumatisch, der Schmerz der Wehenstürme war überwältigend, mein Kind hatte im Anschluss viele Regulationsstörungen bis weit ins zweite Lebensjahr hinein.

Meine zweite Geburt war selbstbestimmt und schön. Sie ging schnell, der Schmerz war aushaltbar und unser Kind durfte im Kreise unserer Liebsten auf die Welt kommen. So unspektakulär sich das anhört – diese Geburt hat für mich alles verändert. Plötzlich wurde mich klar, dass Kinder auch so auf die Welt kommen können. Ich ahnte vorher nicht, wie empowernd ein solches Geburtserlebnis sein würde. Wie sehr es mir half, mich selbst in meiner neuen Rolle als Mutter zu finden. Und es war der Gesprächsanstoß für viele viele Gespräche. Eine Hausgeburt – das hätte ich mir nie vorstellen können. So lautete die gängige Einleitung. Und dann erzählten mir Freundinnen, Bekannte, Kolleginnen, Fremde im Internet von ihren traumatischen Geburtserlebnissen. Und es waren soooo viele. Die Frauen mit schönen, bestärkenden, ermutigenden, bekräftigenden Geburtserlebnissen – ich kann sie bis heute an einer Hand abzählen. Im System läuft etwas dramatisch falsch. Und das kann und darf nicht so bleiben.
This is why. Und weil seine Worte so klar und so wahr waren, möchte ich an dieser Stelle nochmal meinen Verleger zitieren: Wenn wir auch nur einer einzigen Mutter zu einer schöneren Geburt verhelfen können, hat sich all das schon gelohnt.
Auf meinem Insta-Channel könnt ihr in den Highlights in mein Buch hinein schauen.
Also lest mein Buch. Unterstützt kleine Autor*innen. Empfehlt mein Buch weiter. Schreibt Rezensionen. Schreibt Kommentare. Gebt mir Feedback. Erzählt von euren Geburten. Unterstützt Hebammen und werdende Eltern.
Vielleicht können wir alle gemeinsam die Welt ja wirklich ein kleines bisschen besser machen. Ein bisschen Optimismus tut uns allen in diesen Zeiten ja auch ganz gut, oder?!
XXX, Sonja
Hier könnt ihr mein Buch bestellen: amzn.to/3JpwaiV (oder auch bei allen kleinen und großen anderen Buchhändlern)
Du magst mitreden?