Schweden-Rundreise mit Kindern – So gelingt der perfekte (Camping-) Roadtrip für die ganze Familie

Kanufahren hier auf dem Unden – See in der Nähe des Tiveden-Nationalparks.

Endlose Wälder, glasklare Seen und Bullerbü-rote Holzhäuschen – wenn dir das zu kitschig klingt, dann solltest du Schweden lieber von deiner ToDo-Liste streichen. Wenn du das Ganze aber noch um Lagerfeuergeruch am Morgen, knutschende Elche und Abenteuer a la Pippi Langstrumpf ergänzen möchtest, dann sage ich hej & härtlig välkomen!

Schweden ist das perfekte Urlaubsland für alle Familien, die gerne rundreisen, spontan sind und Lust auf unberührte Natur & entspannte Menschen haben. Warum? Das Land ist riesig, bietet jede Menge Abwechslung zwischen den Küsten und dem Landesinneren und hat vor allem für Reisende mit Kindern ideale Bedingungen parat. Egal ob Sightseeing, Shopping & Trubel in Stockholm oder unberührte Wälder und Seen auf einem der Naturcampingplätze ohne Strom, dafür mit Holz hacken, Saunen, Floß fahren und morgens nackt in den See springen – das Land bietet unendliche Möglichkeiten.

Was wir besonders praktisch fanden:

  1. Wir brauchten vier Wochen lang kein Bargeld! Egal wie abgelegen du unterwegs bist, das Internet geht überall (Hallelujah) und Kartenzahlung wird wirklich ÜBERALL akzeptiert. Sogar in der Museumsbahn zückte der Schaffner ein mobiles Kartengerät aus seiner stilgerechten Jahrhundertwende-Kostümierung. Und egal, ob du ein Eis oder einen Campingplatz bezahlst, mit Apple Pay und Co kommst du wirklich überall klar.
  2. Vorplanen und buchen nicht nötig. Zugegeben, wenn Midsommar gefeiert wird, und die Schweden selbst Urlaub haben, kann es auf den großen Campingplätzen und in den Ferienanlagen voll werden. Aber wie gesagt, das Land ist riesig. Wir haben nur den ersten Campingplatz nach unserer Anreise mit der Fähre gebucht. Jede weitere Station haben wir spontan vor Ort geplant und dann auf dem jeweiligen Campingplatz entschieden und per Mail gebucht, weil – siehe oben – wir waren ja überall online. So konnten wir maximal spontan entscheiden, wann und wo wir weiterfahren wollen.
  3. Einkaufen in XXXXXL-Portionen. Gut, der Wohnwagen-Kühlschrank hat uns etwas limitiert. Aber die Supermärkte in einigen Teilen des Landes waren wirklich outstanding. Mega Angebot, riesige Butter, Nudeln, Fleisch, Alles-Portionen zu kaufen. Ich komme mir jetzt noch seltsam vor mit unseren 500g Päckchen Butter. Für Familien mega praktisch, weil ihr nicht mehr so oft zwischenstoppen müsst.

Was wir auf unserer Rundreise gelernt haben:

Im letzten Jahr durften wir ganze vier Wochen mit unseren zwei Töchtern (zu diesem Zeitpunkt 5 und 7 Jahre alt) und unserem Wohnwagen Frau Susewind durch das Land reisen. Meine Top-Tipps für eine (aus unserer Sicht gelungene Rundreise) habe ich hier für euch zusammengestellt. Wie immer gilt: nehmt euch das, was für euch passend erscheint & ignoriert, was nicht zu eurer Familie passt. 🙂

  1. Plant eure Routen und Unternehmungen mit Kindern großzügig. So richtig entspannt wird es für euch als Eltern, wenn eure Kinder Anschluss auf den Campingplatz gefunden haben. Wenn ihr jeden Tag weiterfahrt, klappt das meistens nicht ganz so gut. Wir haben unsere Rundreise-Pläne großzügig gekappt, als wir festgestellt haben, dass wir alle keine große Lust haben, jeden Tag weiterzufahren. So hatten wir mehr Zeit, die jeweiligen Gegenden & Nationalparks zu erkundigen. Und nachmittags bei der Rückkehr auf den Campingplatz waren wir abgemeldet. Die Kinder genossen ihre Freiheiten und rannten bis spät in den Abend mit ihren neugewonnenen Freunden rum und spielten, während wir in der Hängematten hingen und lesen oder gemeinsam einen Wein trinken konnten. Win-Win für alle.
  2. Die Nationalparks sind riesig und Wanderrouten können wortwörtlich über Stock und Stein gehen. So wie das Land sind auch die Parks, Wälder und Seen riesig. Zum Glück sind unsere Kinder erprobte und gute Läufer. Aber wenn eine Strecke als fortgeschritten gilt, ist das wörtlich gemeint. Und die Route kann eben auch über Felsen, durch Steinbrüche über oder unter Bäumen entlang führen. Abenteuer und Wildnis-Feeling gibts gratis obendrauf.
  3. Beeren & Pilze für alle. Wir waren im August und September in Süd- und Mittelschweden. Wir haben auf unseren Wanderrouten daher auch immer fröhlich gespeist. Ob Blabären (Blaubeeren), Hallon (Himbeere) oder Björnbären (Brombeeren) hier könnt ihr euch beim Wandern so richtig schön durchfuttern. Und wer sich mit Pilzen auskennt, der kommt ebenfalls ganz auf seine Kosten. Wir haben nur diejenigen gesammelt, bei denen wir uns ganz sicher waren und auch schon mal die Oma zuhause per Videocall um Rat gefragt. Es gibt aber auch geführte Pilzwanderungen – gerade für Kinder ein richtig tolles Erlebnis.
  4. Feuerstellen everywhere. Könnt ihr euch vorstellen, in einem deutschen Vergnügungspark gäbe es nicht nur überteuerte Pommes, sondern Feuerstellen, an denen auch schon gratis Holz parat liegt? In der Astrid Lindgren Värld gab es genau das. Neben den großartigen Abenteuerspielplätzen fanden wir jede Menge dieser Feuerstellen. Und zur Mittagszeit versammelten sich fremde Familienväter, entfachten die Feuer und grillten im Anschluss gemeinsam Würstchen für die vom Spielen ganz aufgedrehten Kinder. In den herbeigeholten Bollerwagen warteten jede Menge selbstgemachte Salate und Kuchen darauf, von allen verspeist zu werden und die Kinder tollten abseits der Vorstellungen durch die Kulissen der Villa Kunterbunt oder die Mattisburg von Ronja Räubertochter. (Ich muss wohl kaum erwähnen, dass es auch überall gratis Wasserstellen zum Auffüllen gab.) Da wir unsere Reise hier in Südschweden begannen, wussten wir noch nicht, dass wir wirklich in jedem Wald eine solche Feuerstelle finden würden. Richtig praktisch, wenn die Kinderbäuche leer sind und nach mehr als Beeren verlangen.
  5. Das Landesinnere ist soooo viel schöner als die Küsten. Ich liebe die Schiffe, das Meer & den Hafen. (Danke Fettes Brot für diesen Ohrwurm!) Ich wär wirklich liebend gern ein Hamburger Mädel statt einer Süddeutschen geworden, als wir damals das Ruhrgebiet verließen. Aber wo das Leben einen hintreibt. 😉 Nun fröne ich meiner Leidenschaft für raue Küsten und windige Meere meist im Urlaub, daher wollte ich unbedingt auch in Schweden an die Küste. Außerdem hatte ich echt Paranoia vor den Mücken-Horrorstories aus diesem Internet, da ich gegen Mücken allergisch bin. Long story short – die meisten Mücken hatten wir am Meer vor unserem Stockholm-Zwischenstopp. Die Campingplätze waren hier riesig und seelenlos, die Strände voll mit Algen. Zwischen uns hat es einfach nicht gefunkt. Also sind wir wieder ins Landesinnere an die Seen. Und was soll ich sagen: es war genau richtig. Urige Holzstädte, unendliche Wälder, glasklare Luft und Kanurouten, die sogar meinem Mann fast zu einsam geworden wären. Wenn ich nur einen Tipp geben sollte, wäre es dieser: bleibt im Inneren und versucht so weit wie möglich in den Norden zu kommen. Ihr werdet dafür belohnt.
  6. 500 km bei 80 km/h können eeeeeewig dauern. Autofahren in Schweden ist Entschleunigung pur. Auf der Autobahn gilt eine Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h und ich fand es wie bei fast allen Urlauben in anderen Ländern richtig gut. Für Gespanne wird es aber nochmal etwas langsamer. Ohne spezielle Plakette ist bei 80 km/h Schluss. Ich hab ja schon gesagt, das Land ist riesig. Die 1500 Kilometer vom Süden bis hoch in den Norden werden da gleich nochmal etwas länger, kann ich euch sagen. Wie schon erzählt, haben wir unsere Pläne spontan deutlich gekappt und wir sind nach Stockholm nicht mehr bis zur Höga Küsten weitergefahren, weil vor allem unsere Kids den Kaffee auf hatten vom rumfahren. Wir Großen wollen das unbedingt nochmal nachholen. Aber alles in allem haben wir uns sehr wohl gefühlt mit der Entscheidung noch etwas mehr zu entschleunigen. Selbst vier Wochen gehen viel zu schnell vorbei, wenn es so viel zu entdecken gibt.
  7. Alles geht nicht. Mit Kindern leben heißt eben flexibel reagieren und immer wieder auch Kompromisse aushandeln. Das ist auch bei unserem Rundtrip nicht anders gewesen. Nicht jede Aktivität und Route sorgt bei allen für gleichermaßen frohlocken. Sind aber alle an den Entscheidungen beteiligt und jede*r kommt auf ihre/seine Kosten, steigt die Gesamtstimmung. Was wir geknickt haben: den Polarkreis. Was wir uns gegönnt haben: eine Elchsafari in Vimmerby.
  8. Denkt an den Rückweg. Was bei jedem Spaziergang mit Kindern gilt, stimmt auch für die Heimreise. 1500 km am Stück in die Heimat brettern? Keine gute Idee. Im Jahr zuvor waren wir in Dänemark und sind dort vom nördlichsten Punkt (Skagen) aus los in Richtung Süddeutschland (Region Heidelberg). Trotz Pausen und Tablet-Entertainment – das war kein Spaß. Weder für Mensch, noch Maschine. In den Kasseler Bergen ist dann leider ein Schlauch an unserem Zugfahrzeug geplatzt und wir konnten nicht mehr weiterfahren. Abschleppen mit Wohnwagen ist übrigens gar nicht so easy. Der passt nämlich nicht auf jeden Hänger. Und hinter der Leitplanke auf Hilfe warten – auch das ist mit (Klein-) Kindern nur so eine semi-gute Erfahrung. Deshalb planen wir Rückfahrten jetzt großzügig und im Zweifelsfall in Häppchen. Sonst ist die Erholung direkt wieder hinüber.
No filter needed @ Hätteboda Vildsmarkcamping.

Unsere Highlights in Schweden:

  1. Der beste Campingplatz ever war der “ohne alles”. Die Aufregung stieg in der gesamten Familie schon bei der Buchung. Ohne Strom & Wasser – dafür mit Plumpsklo, Kanisterdusche, Holz hacken und campen direkt am See in einem riesigen Wald – das war die beste Erfahrung für alle. Der Hätteboda Vildsmarkscamping hat uns alle begeistert und wir wären gern noch länger geblieben. Wie ressourcenschonend man leben kann, merkt man auch erst so richtig, wenn das Duschwasser selbst aus der Quelle gepumpt wird und von der Sonne von – mir-friert-der-Kopf-ein hin zu – immer-noch-ar…kalt – erwärmt werden muss. Dazu wurden wir von unnatürlich schönen Sonnenuntergängen verzaubert und die Kinder durften zum ersten Mal in ihrem Leben morgens direkt aus dem Bett hüpfen und nackt in den See davor springen.
  2. Die Holzstadt Eksjö in Smaland.
  3. Astrid Lindgrens Geburtshaus – ich meine: wir haben den Original-Limonadenbaum gesehen! Muss ich noch mehr sagen?! ❤
  4. Der Tiveden Nationalpark mit seinen abenteuerlichen Wanderrouten vorbei an Trollfelsen und der großartige, familienfreundliche Tiveden Campingplatz von und mit super lustigen Holländern.
  5. Mein persönliches Highlight: ich war im Lakritzhimmel! 😀 Leider teilt der Rest der Familie diese Leidenschaft nicht. Aber ich sag nur Lakritz-Eis und eine Lakritz-Boutique in Stockholm. Yummie!

So ich könnte jetzt ewig so weitermachen und von unserem Städte- und Shoppingtrip nach Stockholm erzählen, von der Kinderführung im Schloss Kalmar und von den vielen unfassbaren Sonnenuntergängen und den Kanurouten durch beinahe schwarze Gewässer. Aber ach – ganz ehrlich – seht es euch selbst an.

Ein allerletzter Tipp: Die Nachtfähre von Trelleborg zurück nach Rostock mit Schlafkabinen hat sich für uns ebenfalls gelohnt, weil wir in Deutschland ja noch ein ganzes Stückchen vor uns hatten. Aber jetzt seid ihr dran. Seid ihr auch so Schweden-Fans? Wenn ja was könnt ihr empfehlen? Teilt es doch gern in den Kommentaren. Ich könnte ja gleich wieder los. 🙂

Hejdå! 
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2 responses to “Schweden-Rundreise mit Kindern – So gelingt der perfekte (Camping-) Roadtrip für die ganze Familie”

  1. johannaschoenberg Avatar
    johannaschoenberg

    Ach wie schön, danke für die Inspiration. Wir wollen im August mit dem Van nach Schweden und jetzt würde ich am liebsten sofort los. 🙂

    1. Oh wie toll!Ganz viel Spaß wünsche ich euch dabei! Das wird sicher super! ❤

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