Es gibt so Themen für Eltern, die bergen Sprengstoff. Durchschlafen ist eines davon. Stillen, tragen, laufen lernen, Beikost oder breifrei auch. Wer hat den Königsweg gefunden? Wer macht alles falsch? Die sogenannten Mommy Wars hat wohl jede von uns schon mal erlebt. Dabei wollen wir alle ja nur das beste für unsere Kinder und geben dabei gern auch unser letztes Hemd.
Dieser Blog ist kein Ratgeber und ich bin keine Erziehungsexpertin. Ich versuche nur möglichst undogmatisch meine Kinder groß zu bekommen und ihnen eine dicke Portion Liebe mit auf den Weg zu geben. Trotzdem möchte ich euch heute mal von unserem Weg der sogenannten “Sauberkeitserziehung” erzählen.
Von Pampers bis zur Stoffwindel bis Windelfrei
Es gibt so viele Möglichkeiten heute die Kleinen zu wickeln. Oder es gleich ganz zu lassen. Und jeder Weg hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Ich muss zugeben, dass mir persönlich ein komplett windelfreier Weg einfach zu viel war. Wenn ihr euch dafür interessiert, dann schaut doch mal bei Einfach klein vorbei.
Durch die Erfahrungen, die ich mit der Großen auf ihrem Weg zu einem windelfreien Leben machen durfte, bin ich nun bei der Kleinen um einiges entspannter. Gewesen.
Vor dem zweiten Geburtstag trocken
Und noch während ich an diesem Beitrag schreibe, werde ich von den Ereignissen zuhause überrannt. Wir sind gerade in der Phase “zuhause kommt die Windel ab” da protestiert Madame Klein morgens tierisch und besteht darauf, ohne Windel in den Kindergarten zu gehen. Also packe ich die Tasche mit Wechselwäsche.
Doch – wir brauchen sie gar nicht. An Tag 1 verpasst sie die Toilette ganz knapp. Das wars. Ja wie jetzt, denke ich. Echt? Aber wirklich, Tochter Nummer Zwei ist trocken. Punkt. Ein paar Wochen vor dem zweiten Geburtstag. Krass.
Und so kam es dazu: Komplett windelfrei oder umstellen auf Stoffwindelsysteme war mir persönlich auch bei Kind 2 zuviel. Beide Kinder sind nur zwei Jahre auseinander und mussten rund ein Jahr parallel gewickelt werden. Doch bei Kind 2 war ich bereit, neue Wege auszuprobieren.
Ein erstes Kennenlernen
Aufgrund eines medizinischen Problems, das sich später zum Glück aber verwuchs, machte ich nach der Geburt der Kleinen Bekanntschaft mit dem sogenannten Abhalten eines Kindes. Abhalten bedeutet das Kind zu beobachten und über der Toilette oder dem Waschbecken in einer speziellen Position zu halten, so dass das Kind dort sein Geschäftchen erledigen kann. Das funktionierte tatsächlich und so kam es, dass ich mich doch noch intensiver mit dem Thema beschäftigte. Bei 123-windelfrei.de könnt ihr euch das genauer anschauen.
Nach der Therapie vernachlässigte ich diese Taktik wieder. Es war für mich ein Abwägen der Bedürfnisse. Und mein Bedürfnis nicht völlig unterzugehen im Alltag mit einem Neugeborenen und einer Zweijährigen war damals das ausschlaggebende. Dennoch würde ich es heute eventuell anders machen. Und ich möchte euch ermuntern, auf jeden Fall eure eigenen Erfahrungen zu machen.
Zwei Kinder, zwei Wege
Mal wieder zeigt sich, wie unterschiedlich die Kinder doch sind. Während die eine viel Unterstützung einfordert, möchte die andere möglichst vieles möglichst schnell alleine machen. So auch hier.
Bei der Großen war ich ganz euphorisch, als sie das erste Mal auf dem Topf saß und dachte noch, hui, dann haben wir das ja bald geschafft. Haha…. denkste.
Über ein Jahr sollte es noch dauern, bis die Maus sowohl tags als auch nachts zuverlässig trocken blieb.
Was mir damals sehr schwer fiel, war das Loslassen. Ich dachte, ich müsste da jetzt wirklich “dran rum erziehen”. Das dachte ich früher überhaupt noch viel öfter. Inzwischen lasse ich viele Dinge eher laufen und fühle mich da viel besser mit. Egal, was andere sagen.
Ging bei der Großen noch etwas daneben, war ich genervt. Ich habe ermahnt und erinnert und war wohl etwas verbissen. Letzten Endes vermute ich, dass ich es uns beiden damit eher erschwert und den Weg verlängert habe. Und ich hoffe, meine Tochter kann mir verzeihen, dass auch ich unseren Weg erstmal finden musste.
Warum Töpfchentraining unnötig ist
Geholfen hat mir mal wieder der Blog vom gewünschtesten Wunschkind. Kinder können auf Kommando Pippi machen und deswegen nicht zwingend vorher spüren, ob sie denn mal müssen. Das sind zwei grundverschiedene Dinge. Diese Info hat mir damals die Augen geöffnet. Dabei klingt es doch so simpel. Aber ich wusste das einfach nicht.
Also haben wir unsere Taktik verändert. Die Trainerpanties haben wir über Bord geworfen. Denn die haben bei der Großen einfach nicht funktioniert. Unterwegs gab es wieder ganz normale Windeln. Das hat den Stress für alle rausgenommen. Aber sobald wir zuhause waren, haben wir sie ausgezogen. Und halt gewaschen, wenn was daneben ging. Warum?
Weil ich das Gefühl hatte, dass meine Tochter mit der Windel ums Verrecken nicht spüren konnte, ob sie musste.
Ohne ging das bedeutend besser. Und dennoch hat gab es viele Unfälle. Aber auch daran gewöhnt man sich. Und wenn wir mal ehrlich sind, gibt es Schlimmeres als ein bischen Pippi auf dem Parkett. Und im Sommer im Garten erst recht. Wir haben daraufhin einen riesigen Schwung Unterhosen und dünne Leggings besorgt. Und vor allem: nicht mehr gemeckert und auch nicht mehr geseufzt. Stattdessen ermuntert und bestärkt. Und sie spürte sich nach und nach immer besser.
Plötzlich äußerte das Töchterchen selber den Wunsch, auch nachts keine Windel mehr tragen zu wollen. Und ich vertraute ihr. Und siehe da: nachts hatten wir nicht einen einzigen Unfall. Und auch die nassen Tage waren nun gezählt.
Oft genug kam der Ruf: “Mama, ich muss” aber noch sehr sehr knapp. Ich sag es euch, wie es ist. Wir haben auf Hundewiesen, hinter Parkplätzen und in jeder halbwegs verdeckten Ecke gepinkelt. Sarah Kuttner hätte ihre wahre Freude daran gehabt. 😉
Aber es hat geholfen. Nach und nach konnte sie sich besser einschätzen und lernen, wann der richtige Zeitpunkt war zur Toilette zu gehen. Und so wurde das Freiluftpullern immer weniger.
Als sie dann noch im Kindergarten von den Kleinen in der Krippe zu den Großen raufwechselte, war die Sache so gut wie geritzt. Meine Tochter wollte unbedingt zu den Großen gehören und so wurden die Wechselwäsche-Säcke dann auch beständig weniger.
“Auch Pippi machen!”
Zweite Kinder eifern den Großen ja wahnsinnig gern nach. Da ist auch meine Kleine keine Ausnahme, zumal die große Schwester wie schon erwähnt nur zwei Jahre älter und damit sehr greifbar ist. Alles möchte die Maus so machen wie die Große. Das führt natürlich manchmal zu Konflikten. Zum Beispiel wenn es an den Mittagsschlaf geht, den sie partout nicht mehr machen möchte, obwohl ihr schon fast beim Laufen die Augen zufallen.
In anderen Momenten lässt es uns verblüfft daneben stehen. Zum Beispiel wenn die Mäuse zusammen eine ausgedehnte Toilettenparty machen. Eine auf dem Klo, die andere daneben auf dem Töpfchen. Da wird gesungen und gelacht und einander vorgelesen. So viel Spaß beim Pippi machen hätte ich allein niemals vermitteln können.
Verückterweise scheint die Kleine es aber auch wirklich zu spüren, wann sie muss. Und das sicher über ein Jahr früher als die Große. Und das ist etwas, auf das wir Eltern wenig Einfluss haben. Saßen wir alle in der Badewanne, forderte die Kleine recht früh schon: “Mama, ich Pippi.” Ich musste das klatschnasse Ding also aus der Wanne heben und auf den Topf setzen. Und siehe da, ein lautes Plätschern setzte ein. Sie schien es also schon mit eineinhalb Jahren wirklich allein zu spüren und auch das Einhalten klappte schon. Und wir saßen staunend daneben.
Und was habe ich mir nun von den Windelfrei-Eltern abgeschaut?
Windelfrei – habt ihr bestimmt schon mal irgendwo gehört. Kurz eine Erläuterung, was das eigentlich meint: der deutsche Name “Windelfrei” ist eigentlich etwas irreführend. Den viele Windelfrei-Kinder tragen zumindest unterwegs sehr wohl Stoffis oder andere “Backups”. Eigentlich geht es um “elimination communication” also eine Ausscheidungskommunikation.
Selbst Säuglinge gebebn Signale, wenn sie mal müssen. Und diese Signale gilt es als Eltern zu erkennen und die Kinder dann zu unterstützen. So interpretiere ich das jedenfalls. Hier gibt es ein schönes Video, dass diese Signale erklärt. Auch im Zusammenleben mit unserem Kleinkind ging es um Kommunikation. Also was habe ich gelernt?
1. Entspannung. Ein entspannte Grundhaltung zu Pippi und Kacka hilft meiner Meinung nach enorm. Es macht für die Kids einen großen Unterschied, ob ich die drei Tropfen klaglos wegwische oder ob ich einen Heidenaufriss veranstalte.
2. Kommunikation mit dem Kind. Ich beobachte mein Kind. Auch meine fast Zweijährige sendet Signale, wenn sie muss. Sogar sehr deutlich. Ihre Fingerchen kneifen und drücken ins Bäuchlein, wenn sich etwas ankündigt. Und inzwischen ruft sie auch laut in den Raum “Muss Pippi!”, so dass sie auch im trubeligen Kindergartenalltag nicht überhört wird. Denn Hilfe beim an- und ausziehen und abputzen braucht sie in dem Alter selbstverständlich noch.
3. Vertrauen. Ich habe gelernt, meinem Kind noch mehr zu vertrauen und ihm auch mehr zuzutrauen. Ich wäre von mir aus nie auf die Idee gekommen der Kleinen jetzt schon die Windel im Kindergarten auszuziehen. Aber sie selber hat den Wunsch geäußert. Und sie selber äußert den Wunsch, auf die “Lette” zu gehen. Und – hat ja geklappt. 🙂
4. Windel aus. Bei meinen beiden Kindern scheint es eine Rolle gespielt zu haben, dass sie Gelegenheit bekamen, sich selber wieder zu spüren. Denn in den heutigen, modernen Windeln merken sie oft gar nicht, dass da was nass geworden ist. Wir trainieren den Kindern dieses Gefühl erst ab, um dann später plötzlich wieder drauf rumzureiten. Also ich habe ja schon erzählt, sollte ich mit dem heutigen Wissen nochmal ein Kind bekommen, würde ich mich wohl für eine Mischung aus Stoffi und Windelfrei entscheiden. 🙂
Könnte mein Kind bereit fürs Töpfchen sein?
Schon bei dieser Frage geht es darum, unsere Kinder aufmerksam zu beobachten. Es langt nämlich nicht, dass Mama (oder Papa oder Oma oder Kinderarzt) jetzt findet, das Kind sollte trocken werden. Zunächst mal muss das Kind einen Reifungsprozess durchmachen, der zu einem ganz unterschiedlichen Zeitpunkt stattfinden kann. Manche Kinder sind zwei Jahre alt, andere fünf, wenn es soweit ist. Und all das ist völlig normal.
An diesen Anzeichen kannst du feststellen, ob dein Kind bereit ist trocken zu werden:
Sollte dein Kind selber den Wunsch äußern aufs Töpfchen oder auf die Toilette zu gehen, dann nichts wie drauf und kennenlernen. Interessiert sich dein Kind von sich aus für das, was du da so auf dem Topf treibst? Na dann könnte das auch schon mal ein gutes Zeichen sein.
Sagt dein Kind dir, wenn es etwas in der Windel hat? Auch das ist schon ein guter Schritt. Erst muss ich nämlich merken, dass da was passiert ist mit mir. Dann spüren die Kids irgendwann, wie es sich anfühlt, wenn sie Pippi machen. Pippi auf Kommando, also Kind einfach mal drauf setzen und los püschern geht auch oft recht gut.
Und noch ein bisschen später kommt der entscheidende Schritt: das Kind merkt BEVOR es muss, das es muss. Zu Beginn ist dieses Vorher so ein paar Sekündchen vorher. Diese Zeitspanne wird dann nach und nach größer.
So und nun seid ihr dran. Welche Erfahrungen habt ihr so auf dem Weg zum Trocken werden gemacht? Ich freu mich von euch zu hören. Love, eure Sonja ❤
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